1000 Blumen fürs Klima
Rückblick auf die Pflanzaktion am 24.06.2023
Lesezeit: 5 Minuten
An grauen Herbsttagen wie diesen ist es eine schöne Abwechslung, sich warme Gedanken zu machen und in warme Sommertage zurückversetzen. Dafür wollen wir heute an eine Aktion zurückzudenken, die schon vor einigen Wochen, im Juni, stattgefunden hat: Zusammen mit den Parents for Future und 14 weiteren Initiativen haben wir am Samstag, dem 24.06. auf dem Jungfernstieg 1.000 selbst gezogene Setzlinge in recycelten Pflanzgefäßen kostenlos an Passant*innen verteilt.
Die Idee dahinter: Mit unseren „1000 Blumen fürs Klima“ sorgten wir symbolisch für mehr Grün in der Stadt – denn wir brauchen nicht immer mehr Flächenversiegelungen, sondern einen nachhaltigen Umgang mit der Natur! Und wir brauchen keine Stadt, die für Autos konzipiert wird, sondern eine, in der Klimaschutz und Lebensqualität Hand in Hand gehen!
Doch an dem sonnigen Tag gab es nicht nur bienenfreundliche Pflänzchen wie das Blaue Gänseblümchen, sondern auch mitreißende Trommeln, ausgelassenen Tanz, einen Kinderstand und inspirierende Redebeiträge. Auch wir kamen zu Wort – was wir dort gesagt haben, lest ihr weiter unten.
Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bei den Parents for Future Hamburg, die hauptsächlich die Organisation übernommen hatten. Auf ihrer Seite findet ihr noch mehr Informationen zu dieser Veranstaltung, so zum Beispiel die Pressemitteilung und Statements der teilnehmenden Organisationen:
www.parentsforfuture.de/de/Klimaschutz-Solidaritaetsaktion/HH/24.06.2023
Auch im Juni waren wir als Klimabewegung also sichtbar & laut und konnten vielen Menschen mit unseren Blumen eine kleine Freude machen. Und wir werden es auch bei unseren kommenden Veranstaltungen wieder sein!
Unser Redebeitrag
Heute haben wir euch eine kleine Geschichte aus einem Buch mitgebracht, das sicher einige hier schon kennen. Es ist vor 26 Jahren erschienen, aber es könnte genauso gut aus 2023 stammen. In der Geschichte geht es um eine Maus namens Mats, die zusammen mit anderen Mäusen auf einer kleinen Felsinsel im Meer wohnt. Die Lebensbedingungen auf der Felsinsel sind im Winter sehr hart, denn heftige Stürme ziehen über das Meer und die Mäuse müssen sich in Höhlen und Felsspalten zurückziehen. Eines Tages findet Mats bei seiner Futtersuche einen Stein, der nicht so ist wie andere Steine. Er ist gold und schimmert in einem hellen Licht, das Wärme spendet und Kälte und Dunkelheit vertreibt. Als Mats den Schatz in seine Höhle bringt, werden die anderen Mäuse neugierig. Sie fragen ihn: „Woher hast du diesen Wunderstein? Und gibt es dort noch mehr, sodass wir alle einen haben können?“ Schon sind sie drauf und dran, sich selbst auf die Suche zu begeben, doch da meldet sich eine andere, schon sehr alte Maus namens Balthasar zu Wort und warnt davor, die Steine aus dem Felsen zu holen, ohne etwas anderes dort zurückzulassen, da die Steine der Insel gehören. Wer das Buch kennt, weiß, dass sich hier ein Scheideweg auftut. Nicht nur für die Mäuse; auch die Leser*innen haben an diesem Punkt die Auswahl zwischen einem glücklichen Ende und einem traurigen. Entweder hören die Mäuse auf den alten Balthasar und legen für jeden der kostbaren Steine, die sie aus dem Felsen holen, einen anderen Stein wieder zurück. Oder sie schlagen seine Warnung in den Wind, werden gierig und neidisch und höhlen die ganze Insel aus, die fortan den Winterstürmen nicht mehr trotzen kann und zerstört wird.
Damit der Mäusefelsen, auf dem wir leben, nicht auseinanderbricht, müssen wir die Stimmen der Balthasare unserer Zeit ernst nehmen: Wir haben die Wahl, wie es mit unserem Zuhause weitergeht. Die Ausbeutung von Mensch und Natur und der gewissenlose Umgang mit den Ressourcen unserer Erde machen unseren Planeten auf lange Sicht unbewohnbar. Und auch heute schon, jetzt in diesem Moment, führt die Klimakatastrophe dazu, dass Menschen ihr Zuhause verlieren und Familien, Dörfer und Gemeinschaften gewaltsam auseinandergerissen werden. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des viel zu zögerlichen Handelns von Politik und Wirtschaft muss umso lauter und klarer unser Ruf zur Umkehr erklingen: wir brauchen ein Aufbrechen der ungleich verteilten Machtprivilegien, eine konsequente Umgestaltung unseres Wirtschaftssystems und vollen Einsatz für den Umweltschutz, um echte Klimagerechtigkeit herzustellen. Ansonsten haben wir keine Chance auf ein Happy End.
Wir sind nicht die Ersten, die diese Einsicht haben und, um einmal ein biblisches Motiv zu bedienen, zu Ruferinnen in der Wüste geworden sind. Doch alle Warnungen und Ermahnungen zur Umkehr erscheinen vergebens, wenn wir nicht wirklich daran glauben, dass eine andere Welt möglich ist. Und um glauben zu können, brauchen wir eine gemeinsame Vision, eine gemeinsame Hoffnung. Ein Blick auf unsere gespaltene Gesellschaft zeigt, dass wir davon weit entfernt sind. Aber auch hier haben wir eine Wahl: miteinander oder gegeneinander. Die Geschichte von Mats und den Mäusen zeigt uns, dass Wundersteine dazu da sind, geteilt zu werden. Anstatt unsere Egos in den Vordergrund zu stellen, müssen wir an das große Ganze, unseren Mäusefelsen denken, und unsere ganz persönlichen Wundersteine in die Spalten und Risse einsetzen, an denen der Felsen auseinanderzubrechen droht. Nur durch eine starke Gemeinschaft, durch Zusammenhalt und Solidarität, können Krisen bewältigt werden. Und wir freuen uns sehr, dass heute so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Initiativen und Gruppen hier zusammengekommen sind, um genau diese Botschaft in die Welt hinauszutragen.
Wir stehen hier für die Hamburger Ortsgruppe der Christians for Future, einer bundesweiten Bewegung, die die Forderungen der Fridays for Future aus christlicher Perspektive unterstützt und mitträgt - ganz nach dem Motto „Klimaschutz ist Gottesdienst!“ Bei uns sind alle willkommen, die sich basisdemokratisch und gewaltfrei für den Klimaschutz engagieren möchten – unabhängig von Alter, Konfession, geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung. Wir glauben daran, dass Beten allein uns in dieser Krise nicht weiterhelfen wird. Gott hat uns die Verantwortung für die Erde übertragen. Und Verantwortung zu übernehmen heißt auch zu handeln und laut zu werden, wenn wir sehen, dass Unrecht geschieht. Nicht nur hier bei uns, im reichen Europa, sondern auch dort, wo der Reichtum Europas herkommt: In den ehemaligen Kolonien, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, aber am stärksten unter ihr leiden. Wir brauchen soziale Gerechtigkeit, um wirklich nachhaltig leben zu können: People over Profit! Nur dann ist auch Klimagerechtigkeit möglich. Um dieses Ziel zu erreichen, wünschen wir uns eine Kirche, die ihre prophetische Stimme nutzt, um Klimaaktivist*innen den Rücken zu stärken. Eine Kirche, die offen für alle ist – und in der für Missbrauch und Diskriminierung kein Platz ist. Schon vor langer Zeit versprach uns Jesus Christus, dass eine andere Welt möglich ist. Es liegt an uns, dieses Versprechen einzulösen!
erschienen: 13.10.2023 (zuletzt bearbeitet: 21.10.2023)#PeopleOverProfit #Rückblick