"Wir können nicht anders..."

Rückblick auf unsere Performance-Aktion zu Laudate Deum am Mariendom am Reformationstag.

Lesezeit: 3 Minuten

Eine als Mönch verkleidete Person schlägt ein Thesenpapier an die Tür des Hamburger Mariendoms

Am 4. Oktober hat Papst Franziskus seine apostolische Exhortation “Laudate Deum” veröffentlicht, welche sich an die Enzyklika “Laudato Si” aus dem Jahr 2015 anlehnt.

Am Reformationstag, symbolisch um fünf nach zwölf, haben wir uns vor dem Mariendom in Hamburg versammelt, um auf die Mahnschrift und ihre Bedeutung für das Handeln der Weltkirche aufmerksam zu machen. Hierzu haben wir neuneinhalb Thesen aus “Laudate Deum” herausgeschrieben und sie in einer Performance-Aktion an der Tür des Mariendoms angebracht.

In einem verlesenen Statement haben wir betont: Es braucht eine Transformation auf allen Ebenen unseres Lebens, um Klimagerechtigkeit zu erreichen - und wir werden nicht müde werden, diese Transformation einzufordern.

Dompropst Berthold Bonekamp hat sich bereit erklärt, die Thesen noch eine Woche lang an den Türen des Doms hängen zu lassen.

Statement

„Wir reagieren nicht genügend, während die Welt, die ein Lied unendlicher Liebe erklingen lässt, zerbröckelt und vielleicht sogar vor einem Kipppunkt steht.“ Mit diesen dramatischen Worten appelliert Papst Franziskus in seinem Mahnschreiben „Laudate Deum“ noch einmal an alle Menschen, die uns bevorstehende Klimakatastrophe nicht mehr länger zu verdrängen, sondern endlich die notwendige ökologische und soziale Transformation einzuleiten. Wir von den Christians for Future teilen diese Sorge des Papstes um unsere Lebensgrundlagen.

Schon vor acht Jahren hatte Franziskus in „Laudato Si’“ einen dringenden Appell an alle Menschen guten Willens gerichtet. Dieses Mal nimmt er aber besonders die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik in den Blick, da die Klimakrise und die Zerstörung der Artenvielfalt bereits so weit vorangeschritten sind, dass eine Änderung des individuellen Konsumverhaltens allein nicht mehr genügt. Gleichzeitig spricht er das reichste Prozent der Weltbevölkerung an, das die Umwelt mehr verschmutzt als die ärmsten fünfzig Prozent. Der Hoffnung auf eine rein technologische Lösung der Probleme wird in dem Mahnschreiben eine klare Absage erteilt. Im Gegenteil, der Papst warnt sogar vor einem falschen Gebrauch unserer gewaltigen technischen Macht, mit der wir zur schlimmsten Gefahr für uns selbst werden können.

Es braucht eine Transformation auf allen Ebenen unseres Lebens, um Klimagerechtigkeit zu erreichen. Denn das ist das Ziel: allen Menschen – auch zukünftigen Generationen – egal wo sie leben, ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Mit Franziskus fragen wir:

„Welchen Sinn hat mein Erdendasein? Wofür arbeite ich und mühe mich ab?“

Papst Franziskus hat auch das Engagement der Klimaaktivisti gewürdigt, die „eine Lücke in der Gesellschaft füllen“, weil die Gesellschaft als Ganze ihrer Verantwortung nicht nachkommt, den notwendigen Druck auf Politik, Wirtschaft und Institutionen auszuüben, zu denen auch die Kirche gehört. Wer Kinder oder Enkel hat, sollte bedenken, „dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht.“

Und so stehen wir hier im Namen von Papst Franziskus und sagen: Wir können nicht anders und wir werden nicht müde, die notwendige gesellschaftliche Transformation einzufordern - biblisch gesprochen: „zur Umkehr aufzurufen“. Wir machen dies symbolisch um fünf nach zwölf mit diesen neuneinhalb Thesen aus Laudate Deum:

9 ½ Thesen

  1. „Der menschliche – anthropogene – Ursprung des Klimawandels kann nicht mehr bezweifelt werden.“

  2. „Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren, die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor.“

  3. „Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich selbst, und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Weise sie sich gerade jetzt ihrer bedient…“

  4. „Mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht.“

  5. „Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, ‚Grünes‘, Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird.“

  6. „Ein Mensch, der sich anmaßt, sich an die Stelle Gottes zu setzen, wird zur schlimmsten Gefahr für sich selbst.“

  7. „Die Wirklichkeit ist, dass ein kleiner Prozentsatz der Reichsten auf der Erde die Umwelt mehr verschmutzt als die ärmsten fünfzig Prozent der gesamten Weltbevölkerung.“

  8. „Zu sagen, dass man sich (vom nächsten Klimagipfel in Dubai) nichts zu erwarten braucht, gliche einer Selbstverstümmelung, denn es würde bedeuten, die gesamte Menschheit, insbesondere die Ärmsten, den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auszusetzen.“

  9. „Es wird von uns nichts weiter verlangt als eine gewisse Verantwortung für das Erbe, das wir am Ende unseres Erdendaseins hinterlassen werden.“

   9 ½. “Welchen Sinn hat mein Erdendasein? Wofür arbeite ich und mühe mich ab?”

Gott ist uns immer nahe: er ist tief mit uns und der ganzen Schöpfung verbunden. Gott teilt unsere Liebe für die Schöpfung und die Trauer um alles, was zerstört wurde. Nutzen wir die Talente, die Gott uns gegeben hat, im Einsatz für die Heilung unseres Planeten.


» Bericht des Erzbistums über die Aktion

erschienen: 02.11.2023 (zuletzt bearbeitet: 03.11.2023)
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