Von Häusern, die auf Sand gebaut sind...

Rückblick auf die ökumenische Klimaandacht zum Auftakt des Globalen Klimastreiks am 15. September 2023

Lesezeit: 3 Minuten

Teilnehmer:innen der Klimaandacht stehen in einem großen Kreis. Einige Personen tragen grüne Motto-Warnwesten und -Fahnen.

Gemeinsam mit euch hörten wir Jesu Worte aus Mt 7, 21-27 und teilten unsere Gedanken zu dem Fundament, auf dem unser “gemeinsames Haus” gebaut ist. Schon seit Jahrzehnten steht fest: Der Boden rieselt uns unter den Füßen weg! Wir müssen dringend in ein neues Haus ziehen - eines, das auf dem Fels von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit errichtet ist.

Jesus Christus weist uns den Weg dorthin. Seine Stimme klingt durch den Chor von Wissenschaftler*innen, die nicht müde werden, uns auf die unschöne Wahrheit hinzuweisen, und von Klima-Aktivisti, hier vor Ort, aber noch wichtiger im Globalen Süden, die sich mutig und kreativ für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen einsetzen.

Es ist für die Politik, aber auch jeden einzelnen Menschen an der Zeit, endlich hinzuhören und der Wahrheit ins Auge zu blicken. Zu handeln, anstatt abzuwarten. Und die Menschen, die besonders unter den Folgen der Klimakatastrophe leiden, zu schützen und zu unterstützen 🌈

Durch die Andacht und die anschließende Demo konnten wir viel Hoffnung tanken! Besonders berührend waren die Fürbitten, die spontan von den Teilnehmenden vorgetragen wurden und in denen viele verschiedene Sorgen und Wünsche zur Sprache kamen. Gott* hat sie alle gehört und wir dürfen darauf vertrauen, dass die Heilige Geistkraft uns auch in Zukunft trägt und zusammenführt.

Demonstrationszug. Im Vordergrund wird ein Banner von Christians4Future getragen »Klimaschutz ist unser Gottesdienst«


Impuls zu Mt 7,24-27: Von Häusern, die auf Sand gebaut sind

Friede sei mit euch!

Die Flut kommt! Die Katastrophe lässt sich nicht verhindern. Wassermassen reißen mit sich, was sich ihnen in den Weg stellt. Im Ahrtal, in Lybien, in Italien, in Pakistan, in Slowenien. Fluten wie diese sind Anzeichen des Klimawandels. Und die Prognosen sind übel: Wir können nicht aufhalten, dass sich unsere Erde erwärmt, der Meeresspiegel steigt und Wetter extremer wird. Die Klimakatastrophe wartet nicht länger in der Zukunft auf uns. Sie ist da. Und: Sie zwingt uns zum Handeln. Was also sollen wir tun?

Aus den Worten von Jesus, die wir eben gehört haben, können wir einen klaren Auftrag ablesen – hört zu und handelt danach! Errichtet euer Haus auf Felsen, damit es lange steht und euch schützt. Aber es klingt auch ein Vorwurf mit - wer sein Haus auf Sand aufbaut, scheint selber schuld daran zu sein, wenn die Flut es fortspült. Es überrascht nicht, dass Superreiche ihr Geld in sichere Bunker und künstliche Inseln investieren, die sie allein vor den Folgen der Katastrophe bewahren sollen. „Nach mir die Sintflut, denn ich bin ja geschützt!“, scheint das Motto zu sein. Doch was bleibt den anderen Menschen übrig? Denen, die sich nicht in einen Luxus-Bunker verkriechen können? Wer baut uns das Haus auf den Felsen?

Im Sommer 2015 veröffentlichte Papst Franziskus die so genannte Umweltenzyklika „Laudato Si“. Und schon in ihrem Untertitel taucht das Bild auf, dass auch Jesus in seinem Gleichnis benutzt: „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Franziskus schreibt: Wenn „die äußeren Wüsten in der Welt wachsen, weil die inneren Wüsten so groß geworden sind“, ist die Umweltkrise ein Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren, einer ökologischen Umkehr. Er macht deutlich, dass der Einsatz für das „gemeinsame Haus“ zentral zu einem christlichen Leben dazu gehört. Was ist dieses gemeinsame Haus? Es ist die Art und Weise, wie wir alle zusammenleben: Die sozialen und ökologischen Folgen unseres Handelns hängen direkt zusammen. Gier und Ausbeutung höhlen das Fundament unseres Hauses aus und dadurch gefährden wir unsere Lebensgrundlage! Um es sinngemäß mit Luisa Neubauer zu sagen: Wir stehen nicht vor einem leeren Grundstück. Wir wohnen bereits in einem Haus das auf Sand gebaut ist – auf den inneren Wüsten, von denen Franziskus spricht – uns rieselt der Boden unter den Füßen weg! So kann es nicht weitergehen; wir müssen umziehen!

Um das tun zu können, müssen wir der Stimme Jesu zuhören, die zu uns in einem ganzen Chor an Stimmen spricht: Forschende, Klimaaktivisti, Menschen aus dem Globalen Süden, die schon jetzt vor den Folgen des Klimawandels fliehen müssen… Und wir müssen vom Hören ins Handeln kommen: Lasst uns gemeinsam an einem Haus arbeiten, das auf Stein gebaut ist. Ein Haus, das genug Platz für alle hat – sogar mehr Platz als unser altes Haus. Ein Haus, in dem alle Menschen leben und sich sicher fühlen können – ganz un- abhängig vom Geldbeutel. Die Katastrophe lässt sich nicht verhindern. Aber wir lassen uns auch nicht daran hindern, im Vertrauen auf Jesu Verheißung nicht nur dafür zu kämpfen, dass unser Planet bewohnbar bleibt, sondern auch am guten Leben für alle zu bauen:

We are Unstoppable! Another world is possible! Amen

Björn Blumenhagen

erschienen: 19.09.2023 (zuletzt bearbeitet: 21.10.2023)
#Klimastreik #Klimaandacht #Rückblick
❮ zurück