Den guten Teil wählen – Gottesdienst für alle in St. Trinitatis Altona

Am 21. Juli waren wir bei der Alt-Katholischen Gemeinde in Hamburg zu Gast und feierten gemeinsam Gottesdienst.

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Am 21. Juli waren wir bei der Alt-Katholischen Gemeinde zu Hamburg in St. Trinitatis Altona zu Gast. Wir feierten gemeinsam Gottesdienst. Das Motto: Etwas bewegen - Über den Einklang von Engagement und Spiritualität. Können wir Christ*innen, wir Aktivisti ein Gleichgewicht finden zwischen Aktivismus und Kontemplation? Was brauchen wir, damit das gelingt und unsere Bemühungen um eine bessere Welt Früchte tragen?

Luftbild der Kirche St. Trinitatis Altona
Luftbild der Kirche St. Trinitatis Altona, zugeschnitten. Foto: Wolfgang Pehlemann, erweiterte Lizenz CC-by-sa 3.0

Maria und Marta

Lukas 10, 38-42 geht mit der Geschichte von Maria und Marta auf den Gegensatz zwischen Vita activa und Vita contemplativa ein. Diese Geschichte war Grundlage der Predigt.

38 Als sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. 39 Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. 40 Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! 41 Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. 42 Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.
Maria und Martha, Lukas 10, 38-42; Einheitsübersetzung

Björn und Josi trugen die Predigt als innere Monologe von Maria und Marta im Wechsel vor. Jede machte sich aus iher Perspektive Gedanken über die Situation. Was meinte Jesus, als er sagte: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden. Respektiert Jesus Martas Arbeit nicht? Sieht er nicht, was nötig ist, um ein*e gute*r Gastgebeber*in zu sein? Sollen sich alle zu seinen Füßen setzen und kontemplativ seinen Worten lauschen? Natürlich meinte Jesus das nicht! Er sagte nicht: “Marta hat den besseren Teil gewählt.” Er sagte: “den guten”. Jesus gibt der Kontemplation damit den ihr gebührenden Raum. Er respektiert die Arbeit durchaus, weist aber darauf hin, dass man sich nicht in ihr verlieren soll.

In unserer heutigen Zeit neigen wir alle und insbesondere wir Aktivisti dazu, uns zu viel der ach so wichtigen Arbeit aufzuhalsen. Im schlimmsten Fall droht (aktivistischer) Burnout. Aber auch ohne kann uns zu viel Arbeit vom Wesentlichen, von Gott*, ablenken.

  • Nehmen wir uns Zeit, im Gebet und in der Stille in uns hinein zu horchen! Denn Gott* ist in uns.
  • Nehmen wir uns Zeit, die Herrlichkeit der Schöpfung zu schauen! Denn Gott* ist in der Schöpfung.
  • Nehmen wir uns Zeit für unsere Mitmenschen! Denn Gott* ist auch in ihnen.

Der lächelnde Jesus

Wir feierten unseren Gottedienst zu Füßen eines lächelnden Jesus. Die Jesusfigur aus Eichenholz stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Mund zeigt anstatt des Schmerzes der Kreuzigung ein Lächeln. Die wenig geöffneten Augen lachen mit. Die Figur ist in ihrer Art einzigartig. Wir wissen nicht, warum Jesus am Kreuz lächelt. Vielleicht hat er während des Kreuzestodes das Himmelreich gesehen und dies hat ihn verzückt.

Im Gottesdienst lächelt Jesus auf uns –seine Geschwister– herab. Er betrachtet uns mit Milde. Uns, die wir über seine Geschichte mit Maria und Marta nachdenken. Wir mit unseren Konflikten, in unserer Hetze, in unserem Hin- und Hergerissen sein. Er ist der Christus und er weiß, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. (Römer 8, 18)

Kreuz in der St. Trinitatis Kirche Altona. Man erkennt, dass Jesus lächelt.
Der lächelnde Jesus von Altona (hölzerne Figur aus dem 13. Jh.). Foto: Nils Hammer, alle Rechte vorbehalten

Wie Martas Schwester Maria sein

Im Anschluss an den Gottesdienst waren wir kurz im Marta-Modus. Wir richteten ein Buffet her, stellten die Getränke bereit und kümmerten uns darum, dass jede*r versorgt war. Ein Gewitter hatte uns in die Kirche getrieben. Und so saßen wir wie Maria zu Füßen von Jesus und hörten nicht seinen Worten, aber einander zu.

Wir danken der Alt-Katholischen Gemeinde zu Hamburg für ihre Gastfreundschaft und Pfarrer Walter Jungbauer für die gemeinsame Vorbereitung und Umsetzung. Gott* segne sie.

erschienen: 21.07.2024 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2024)
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