Breakfast in Green 2024

Stellt Euch mal vor, wie es wäre, wenn die Straßen nicht den Autos, sondern den Menschen gehören würden. Mit Breakfast in Green 2024 erlebten wir, wie schön das sein kann.

Lesezeit: 4 Minuten

Sieben Menschen in grünen Westen stehen auf einer Bühne und singen. Eine Person hat eine Gitarre. Eine Person hält ein Mikrofon.
Die Christians 4 Future singen auf der Bühne "Just Peace" von Chris

Stellt Euch mal vor, wie es wäre, wenn die Straßen nicht den Autos, sondern den Menschen gehören würden. Mit Breakfast in Green 2024 erlebten wir, wie schön das sein kann. Der BUND Hamburg, der adfc Hamburg und die Parents4Future Hamburg luden herzlich ein, Teil dieser ganz besonderen Veranstaltung zu sein. Wir Christians for Future waren mit dabei.

Reclaim The Street

Viele Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, sind der Einladung gefolgt. Auf der für den Autoverkehr gesperrten Straße Lange Reihe und auf dem Carl von Ossietzky Platz im Hamburger Stadtteil St. Georg breiten wir alle unsere Picknickdecken aus. Wir genießen mitgebrachten Kaffee und Tee, Schokomuffins, Scones, frisches Obst. Wir genießen die Sonne. Wir genießen die guten Gespräche. Und wir genießen das Rahmenprogramm, von dem die Christians for Future ein Teil sind.

Tomantensetzlinge und Seedbombs am Infostand

Die Organisatorin des BUND hat uns einen Platz direkt neben der Bühne zugewiesen. Zwischen zwei Bäumen bauen wir unseren Infostand auf. Judith tritt direkt in Hundekacke. Wir nehmen es mit Humor (soll ja Glück bringen) und entfernen sie, also die Kacke nicht Judith.

Ein Tisch mit Seedbombs und Infomaterial zum Mitnehmen. Als Tischdecke wurde eine Fahne von Chrstians4Future (\mit dem Aufdruck “Schöpfung bewahren") verwendet.
Unser Stand mit Seedbombs, Tomatensetzlingen und Infomaterial

Für die Besucher*innen unseres Standes haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Sie können Tomatensetzlinge und Seedbombs als kleines Geschenk mitnehmen. Beides geht gut weg. Von den Seedbombs sind besonders zwei kleine Jungs angetan. Sie kommen mehrmals an den Stand und holen sich Nachschub. Eine Anwohnerin erzählt, in der Nähe gäbe es eine brach liegende Baugrube. Dort wolle sie ein paar Seedbombs rein werfen. Sie will uns Fotos schicken, wenn etwas gewachsen ist. Wir sind gespannt!

Generalprobe und ab auf die Bühne

Unser Bühnenauftritt ist für 13:00 Uhr geplant. Wir haben die Lieder bis dahin nur jede*r für sich geübt, noch nie alle zusammen. Daher verziehen wir uns hinter eine Häuserecke und machen noch einen Schnelldurchlauf. Klappt ganz gut, aber aufgeregt sind wir trotzdem (sind wir immer). Wir betreten pünktlich um 13:00 Uhr die Bühne, müssen uns da aber erst zurechtfinden (Mikros anschließen, Mischpult einstellen etc.). Das ist etwas unglücklich, klappt aber schließlich gut. Wie es sich für gute Künstler:innen gehört, fangen wir also mit Verspätung an. Wir haben folgende Lieder im Programm

In unseren Reden geht es natürlich um Klimagerechtigkeit. Judith spricht über die Aktion Hungern bis Ihr ehrlich seid. Bei der Aktion sind die drei Naturwissenschaftler Wolfgang Metzeler-Kick seit 07. März, Richard Cluse seit 25. März und Michael Winter seit 16. April im Hungerstreik. Ihre Kernaussagen sind

  • Der Fortbestand der menschlichen Zivilisation ist durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet.
  • Der CO₂-Gehalt in der Luft ist viel zu hoch (0,42‰). Der Weltklimarat zeigt einen Weg (SSP1-1.9 “1,5°-Pfad”), mit dem die Menschheit die beste Überlebenschance hat.
  • Dieser Pfad hat einen Zielwert von 0,35‰ (bis zum Jahr 2150). Das bedeutet, es sind bereits jetzt hunderte Gigatonnen zu viel CO₂ in der Luft.
  • Wir müssen jetzt, wenn auch mit Jahren Verspätung, radikal umsteuern.

» Hier findet Ihr eine Bildergalerie unserer Aktion …


Totalausfall der politisch Verantwortlichen

Verbunden mit Breakfast in Green ist die politische Forderung nach einer umfassenden Verkehrswende. Unsere Veranstaltung bekam aufgrund der gerade erfolgten Verschlechterung des Klimaschutzgesetzes eine besondere Aktualität. Der Verkehrssektor verfehlt seit drei Jahren krachend die gesetzlich festgelegten Reduktionsziele. Und wie reagieren die politisch Verantwortlichen? Sie ändern einfach das Klimaschutzgesetz mit dem einzigen Zweck, kurzfristig den Handlungsdruck für das zuständige Verkehrsministerium zu beseitigen. Damit geht wertvolle Zeit verloren, die auch im Verkehrssektor für die notwendigen Veränderungen und die Umsetzung der auf der Hand liegenden Maßnahmen benötigt wird.

Lassen sich Tempolimits noch vergleichsweise schnell einführen, so ist die kurzfristige Abschaffung klimaschädlicher Subventionen schon schwieriger. Die Bauernproteste ab Dezember 2023 haben eindrücklich gezeigt, was passiert, wenn Subventionen ohne Vorlaufzeit gestrichen werden. Eine vorausschauende und ernsthaft an Klimaschutz interessierte Politik würde die Abschaffung von Dienstwagenprivileg, Dieselprivileg, Pendlerpauschale etc. bereits jetzt einleiten (eigentlich längst eingeleitet haben!). Definierte Übergangsfristen und Zwischenschritte würden diese Veränderung für die Betroffenen planbar machen.

Aber machen wir uns nichts vor, Tempolimits und ein paar Subventionen streichen reicht nicht. Der Verkehrssektor muss sich insgesamt grundlegend verändern. Grundlegende Veränderung ist nicht, den Verkehr einfach zu elektrifizieren oder auf E-Fuels (was für eine bescheuerte Idee!) umzustellen. Auf absehbare Zeit wäre garnicht genügend erneuerbarer Strom verfügbar. Die sozialen und ökologischen Folgen der Produktion von E-Fahrzeugen in ähnlich großen Stückzahlen wie bei den Verbrennern wären nicht tragbar. Alle anderen negativen Folgen wie Verkehrstote und Flächenfraß würden auch nicht beseitigt.

Wir brauchen weniger Verkehr. Wir brauchen weniger und kleinere Autos. Wir brauchen eine echte Verkehrswende. Personenverkehr muss dafür in den Umweltverbund (Fuß, Fahhrad, ÖPNV). Güterverkehr muss von der Straße auf die Schiene. Der Aufbau der dafür nötigen Infrastruktur braucht gerade in Deutschland richtig viel Zeit.

Die verlieren wir gerade vor allem (aber nicht nur) dank Volker Wissing und denen, in deren Interesse er handelt. In nicht all zu ferner Zukunft werden seine Nachfolger*innen und wir als ganze Gesellschaft die Folgen zu tragen haben. Herr Wissing wird sich das dann gemütlich aus der Ferne anschauen. Er wird ziemlich sicher durch die berühmte Drehtür auf einem lukrativen Posten in Wirschaft oder Lobbyverein angekommen sein.

erschienen: 30.04.2024 (zuletzt bearbeitet: 02.05.2024)
#Breakfast in Green #Rückblick
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